Hundert Jahre und immer noch mobil

oder: Eine Reise zum Geburtstag

Eine alte Dame wird Hundert. Und das ist schon was besonderes, denn die "Alte Dame" ist ein Schiff, ein Feuerschiff, ein schwimmender Leuchtturm. Im Jahr 1908 fand der Stapellauf statt und noch immer ist das alte Mädchen unterwegs, als ein Zeugnis der Technik früherer Tage.

Dieser Geburtstag ist ein besonderer und soll auch entsprechend gefeiert werden. Eingeladen sind Schwesterschiffe von der ganzen Küste und gefeiert wird in Hamburg. Leider sind einige der anderen Kolleginnen teilweise doch sehr gebrechlich und mussten aufgrund von Krankenhaus(Werft)Aufenthalten absagen oder waren aus finanziellen Gründen (kleine oder gar keine Rente) nicht in der Lage zu kommen. Doch das hindert nicht zu feiern.

So machte sich dann auch ein Gruppe Schiffsbegeisterter auf den Weg nach Hamburg und wie schon im letzten Jahr, bei der Helgolandreise, war der Weg ein Teil des Zieles. Es ging mit der Bahn nach Cuxhaven und mit der Elbe 1 nach Hamburg. Dort war ein dreitägiger Aufenthalt mit einigen Events geplant, bevor dann am Montag die Rückfahrt wieder mit Elbe 1 und Bahn nach Hause stattfand. Organisiert war das Ganze wiederum von Falko, dem Kapitän der "RuhrPiraten", der ja auch schon die bärenstarke Helgolandtour organisiert hatte.

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Der Bericht über die Reise

Modellbauer auf großer Fahrt

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Donnerstag , 19.06.2008, 05.00 Uhr. Es ist kalt und der Morgen beginnt gerade aufzuwachen. Eine Gruppe von 17 noch nicht ganz ausgeschlafenen Modellbauern versammelt sich am Dortmunder Hauptbahnhof um die Traumtour 2008 zu beginnen. Das erste Ziel ist Cuxhaven, wo dann der Rest der Gesellschaft dazu stößt, um mit der Elbe 1 nach Hamburg zum Feuerschifftreffen zu reisen.

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Also ging es pünktlich um 5.23 Uhr auf Tour. Über die Bahnfahrt gibt es nicht viel zu sagen, der IC brachte uns in guter Stimmung schnell nach Bremen Hbf, wo sich die Reise bis Bremerhaven in einem etwas langsameren Regionalzug fortsetzte. Der wurde dann von einem noch lahmeren Schienenbus abgelöst, der uns bis Cuxhaven transportierte. Am Bahnhof gab es dann für die "Fußlahmen" ein Großraumtaxi bis zur "Alten Liebe". Die noch fehlenden Mitreisenden waren schon vor Ort und "unsere" Elbe 1 war bereit, geentert zu werden. Es war fast wie "nach Hause"-kommen, denn wir kannten das Schiff und die Besatzung ja schon vom letzten Jahr von der "Helgoland Tour".

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"Leinen los" - schnell war pünktlich um 11.00 Uhr abgelegt und der Törn nach Hamburg begann. Knapp 30 Fotoapparate schossen Bilder, fast jedes Schiff was sich zeigte wurde abgelichtet. So verging die Fahrt bis Brunsbüttel, der Schleuse zum Nord-Ostsee-Kanal. Dort warteten wir dann auf die von Lübeck kommende Jubilarin und weiter ging es Richtung Hamburg. Von dort kam uns aus dem Museumshafen Övelgönne die Elbe 3 entgegen und das Feuerlöschboot der Hafenfeuerwehr wartete auch schon. Von ihm bekamen wir Geleit in den Hamburger Hafen, es war fast wie wenn die "Queen Mary" in New York eintrifft!

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Unter den Fontänen lief unser kleiner Konvoi in den Hafen ein, auch begrüßt von der Anlage in Schulau, dem "Welcomehöft". Das Festmachen an der Überseebrücke verlief dann doch etwas dramatisch: da wir spät dran waren hatte die Tide gewechselt und ebenso erschwerte ein recht starker Wind das Anlegemanöver. Aber mit der kräftigen Unterstützung durch ein Festmacherboot klappte es dann doch. Ein Teil der Mitreisenden blieb an Bord um dort auch zu übernachten, der Rest machte sich auf den Weg zum Seemannsheim am Michel. Dort war Übernachtung und Frühstück gebucht. Die Zimmer waren einfach, aber hell und freundlich eingerichtet. Und wie sich dann am nächsten Morgen herausstellte war auch das Frühstück mit Liebe hergerichtet und reichlich. Allerdings ein Wermutstropfen: die Matratzen. Sie waren, zumindest in unserem Doppelzimmer eine Katastrophe. Durchgelegen, und teilweise gab es durch die Sprungfedern eine ungewollte "Reflexzonen Massage". Doch wir würden auch dieses kleine Manko überleben.

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Und dann klingelte das Handy, Alarmmeldung : Die Elbe 3 sinkt ! Schon ein halber Meter Wasser im Schiff, es steigt weiter! Nur noch der Mast guckt raus. Die Gerüchteküche brodelte. Am Hafen stellte sich dann raus, das Schiff hatte beim Anlegemanöver einen Poller gestreift und sich mit einer daran befindlichen Öse einen Riss von ca. 20 Zentimetern in der Bordwand geholt. Doch die Feuerwehr war schnell mit Pumpen vor Ort und konnte so das Wasser stoppen. In der Nacht wurde der Riss dann von der Werft in einem Noteinsatz provisorisch repariert. Das Ganze war zwar ärgerlich, doch die Elbe 3 stand weiter für die Besucher zur Verfügung und konnte besichtigt werden.

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Der Zwischenfall hatte für ein paar Kollegen noch eine positive Seite: mit viel Überredungskunst durften sie dann mit dem Polizeischiff ein paar Runden durch den Hafen mitfahren!

So verlief der erste Tag und man konnte sich müde zu Bett begeben und endlich schlafen... Aber Pustekuchen, in der Nähe war eine "Public Viewing" Veranstaltung wegen der Fußball Europa Meisterschaft und an diesem Abend spielte die deutsche Mannschaft gegen Österreich. Knapp gewonnen begann dann nach dem Spiel ein ca. dreistündiger Autokorso mit Fanfaren, Autohupen, Knallkörpern und weiß der Teufel was noch rund um das Viertel. Es war die Hölle, draußen der Höllenlärm, innen die tollen Matratzen, an Schlaf war nicht zu denken. Doch irgendwann siegte dann doch die Erschöpfung und ein paar Stündchen Ruhe waren drin.

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Trotz der kurzen Nacht war der größte Teil der Mitfahrer doch schon früh zum Frühstück und der sehr gute Kaffee weckte die Lebensgeister. Danach zur Elbe 1 und Sammeln der Teilnehmer, denn eine Besichtigung des Miniatur Wunderlandes war angesagt. In einzelnen Kleingruppen waren Führungen hinter den Kulissen der größten Modelleisenbahnanlage der Welt gebucht. Unsere Gruppe aus 6 Personen hatte einen Führer, der selbst dort Modellbauer ist und durch seine interessante, lustige Art die Führung zu einem wirklichen Erlebnis machte. Als er hörte, dass wir mit dem Feuerschiff gekommen waren gab es für ihn kein Halten und er bat uns ihn zu seinem Feierabend abzuholen und das Schiff zu zeigen. Gesagt, getan um 15.00 Uhr holten wir Gaston an seinem Arbeitsplatz ab und fuhren mit ihm zur Elbe 1. Bei ein paar Bier erzählte er dann sehr launig und interessant von seiner Arbeit im Wunderland, wo er mittlerweile schon seit 8 Jahren tätig ist. So bekam man einen Eindruck von der Philosophie die hinter der Show steckt. Es war wirklich ein interessanter Nachmittag.

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Am späten Nachmittag wollten wir dann in einer hochgelobten Fischgaststätte in Veddel ordentlich Bratfisch speisen. Allerdings war es nicht ganz so einfach bei dem für "Landeier" hochkomplizierten Verkehrssystem, das richtige Verkehrsmittel herauszufinden. Als wir dann in Veddel ankamen erklärte ein Busfahrer den wir nach dem Weg fragten, da hätten wir wohl kein Glück, das Lokal sei wohl nur während der normalen Arbeitszeiten geöffnet. Also nix Bratfisch, ab in die Stadtmitte und was gab's - Gyros Teller.

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Der Abend verlief ereignislos bis auf die Tatsache, dass die Türkei in der EM gegen Kroatien spielte und gewann. Schon nachmittags waren S- und U-Bahnhöfe fest in türkischer Hand. Die Nacht war wie erwartet unruhig, aber das hatten wir ja schon.

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Der nächste Morgen begann etwas später, da der Frühstücksraum erst ab 8.00 Uhr geöffnet war. Dann langsam zum Treffpunkt auf die Elbe 1 um das Tagesprogramm zu erstellen. Vereinzelte Gruppen begaben sich in Stadt und wir machten uns auf um am Kreuzfahrt-Terminal die "Aida Aura" zu besuchen. Diese war am frühen Morgen in Hamburg eingetroffen und sollte mit neuen Passagieren am Abend wieder auslaufen. Wieder etwas Irrlauf auf der Suche nach der richtigen Buslinie. In Hamburg war an diesem Wochenende gleichzeitig Treffen der Harley Fahrer und die Innenstadt war teilweise gesperrt und Bushaltestellen verlegt. Doch fanden wir doch noch den Weg und es war schon ein toller Anblick, denn es lagen gleich zwei Kreuzfahrer dort. In der Halle ein ziemliches Gewimmel , eincheckende Kreuzfahrer, fotografierende Touris und dazwischen genervte Hostessen im Verein mit schwitzende Gepäcktransporteuren. Schnell wieder weg von dort und mit dem Bus zurück in die Innenstadt. Dort so ähnliches Gewühl mit den Harleys. Also ab zu den Landungsbrücken und auf die Fähre. Das war die preiswerteste Art den Hafen kennen zu lernen denn wir hatten die Hamburg Card und konnten damit alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Jede Menge Schiffe aller Art waren zu sehen und dann kam uns auch noch die Aida Aura entgegen, die den Hafen zur Kreuzfahrt verließ.

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Der nächste Morgen begann für einige Fahrtteilnehmer wieder recht früh. 4.30 Uhr aufstehen, in die U-Bahn und zur Fähre zum Fischmarkt. Denn wenn man in Hamburg ist, dann ist der Fischmarkt auf St.Pauli ein Muss. Allerdings kann ich sagen, das eine Mal reicht mir. Viel Volk, wenig Aktion von Seiten der Marktschreier und viel Stände die man auf jedem Flohmarkt sieht. Aber man hat es mal erlebt. Genau wie die Reeperbahn. Die besuchten wir am Abend nach einem vorzüglichen Essen in einem auf "Schweinereien" (zum Essen) spezialisierten Lokal. Ganz toll und preiswert. Danach der Bummel über die Reeperbahn, sehr enttäuschend. Das Ganze hat sich wohl überlebt, denn es sah recht trostlos aus, das berühmte Flair der Amüsiermeile hatte wohl Pause. Zum Teil leerstehende Geschäfte, Pornoläden, Dönerbuden haben wir auch, nur die Prostituierten sind bei uns nicht so aufdringlich und häufig. Alles in Allem muss man das nicht zweimal sehen.

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Da hatten einige Kollegen mehr zu sehen. Am Morgen hatte sich spontan die Möglichkeit zu einer Mitfahrt auf der "Schaarhörn" angeboten. Der Preis war allerdings mit 40 Euro recht hoch. Doch nach Aussage der Teilnehmer hat sich davon jeder Cent gelohnt.

Am letzten Tag war wieder früh aufstehen angesagt, Einchecken auf dem Schiff bereits um 8.30 Uhr. Also früh raus, die Koffer gepackt, noch einmal lecker gefrühstückt und ab zum Hafen. Tschüss "Michel" , wir werden deine Glocken vermissen. Um neun Uhr pünktlich das Kommando "Leinen los" und auf Richtung Cuxhaven. Die Elbe 3 war schon wieder fort und vor uns ging die "Fehmarnbelt" auf ihre lange Reise nach Lübeck. Sie würde wieder 3 Tage unterwegs sein, weil sie 187 nautische Meilen zurückzulegen hatte und die Geschwindigkeit im Nord-Ostsee-Kanal begrenzt ist.

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An Bord der Elbe 1 wurden nun eifrig Fotos besehen und getauscht, die müden Beine hochgelegt und der rege Schiffsverkehr der "Dicken Pötte" beobachtet. Das Mittagessen war wie immer lecker zubereitet und so verging die Fahrt. Das Schiff hatte recht schwer gegen den Wind und die Strömung anzukämpfen, doch wir erreichten noch pünktlich Cuxhaven. Hier stand schon das Taxi bereit und kurze Zeit später saß der Ruhrgebietsteil der Reisenden im Zug zurück nach Hause. Wieder erst der "PrärieExpress" bis Bremerhaven, dann der Regio und ab Bremen der IC nach Dortmund. Dort trennte sich dann auch diese Gesellschaft.

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Zum Schluss bleibt nur zu bemerken, es war ein großartiges Erlebnis. Die gesamte Gruppe passte zusammen, es gab keine Reibereien und ständig bildeten sich neue Grüppchen die je nach Interessenslage zusammen was unternahmen. Der lockere Gesamtplan ließ Allen genug Spielraum, die eigenen Interessen zu verfolgen und immer fand sich jemand der dann mitmachte. So macht das Reisen Spaß und dank der guten Vorbereitung durch das "Reisebüro Falko" hat es phantastisch geklappt.

Dieser Bericht kann die Reise nur aus meiner Sicht wiedergeben, was die anderen Reiseteilnehmer noch so unternommen haben weiß ich nicht. Ich möchte mich besonders bei Falko für die tolle Reise bedanken und auch meinen beiden Kollegen sei Dank für ihre Unterstützung.

Hans-Jochen Heynen


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